Nachbericht 1. Internationalen Kongress für Jagdmedizin

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Das hatte mit Sicherheit niemand gedacht, dass der „1. Internationale Kongress für Jagdmedizin“ am 29. November 2014 in Marburg a.d. Lahn so ein Erfolg werden würde.

Die geballte Ladung von Fachvorträgen - vorgetragen von Spezialisten und Koryphäen ihres Fachgebietes - deckte ein breites Spektrum von unterschiedlichen Fachgebieten und Fragestellungen der Jagdmedizin ab.

Der Moderator, Präsident des Verbandes Dr. Dr. Frank-Hendric Kretschmer, führte durch das enggesteckte Programm mit einer unübersehbaren Nonchalants, die bestechend und überzeugend war. Langeweile gab es nicht. Luminante Charts und überzeugende und sich harmonisch in die Vorträge eingliedernde Filme untermalten die Vorträge. 

Den Referenten gelang es, mit ausgesprochener Leichtigkeit, hochwissenschaftliche Themen praxisnah den anwesenden Zuhörern herüberzubringen.

Am Anfang stand vor einem Jahr eine Idee und hier bewahrheitete sich das Sprichwort: „Nicht Zaudern, sondern Umsetzen“.
Neben den Vorträgen hatten die Teilnehmer in mehreren Kaffee-Breaks Gelegenheit Kontakt herzustellen und einen regen Gedankenaustausch vorzunehmen und Erfahrungen auszutauschen. Nach der Begrüßung durch den Präsidenten eröffnete Herr Dr. Stefan Heck- MdB- mit einem Grußwort den Kongress in seiner gewohnten, charmanten und überzeugenden Art. Selbst Jäger, gelang es ihm, die Zuhörer auf die erwartenden Themen einzustimmen. Das Feuerwerk der Vorträge eröffnete Herr Thomas Scherf mit dem Thema „Herzschrittmacher bei Jägern“. Ein Thema, das bisher wenig Beachtung gefunden hatte, jedoch für die Jäger die Herzschrittmacher haben von hoher Priorität ist.Wolfgang-Pfutzner1

Herr Prof. Dr. Wolfgang Pfützner, ein Spezialist im Bereich der Allergien und Sprecher desAllergie Zentrums Hessen gab unter dem Thema „Alpha-Gal Allergien“ einen Überblick über allergische Reaktionen.

Dr Dr Frank-Hendric-Kretschmer3Dr. Dr. Frank-Hendric Kretschmer stellte ein für die Jagd wichtiges Thema der „Blutstillung in der Wilderness“ in den Mittelpunkt seiner Ausführungen. Allein in der Wildnis, ohne Möglichkeiten der medizinischen Rundumversorgung – hier kommt diesem Thema eine
eminente Bedeutung zu. Wer es bis jetzt noch nicht gewusst hatte, es gibt an Universität für Bodenkultur in Wien einen Universitätslehrgang für Jagdwirte. Dr. Alfred Frey-Roos führte durch das Studium mit einer traumhaften Sicherheit und großer Überzeugung.

Vor der geplanten Pause führte Frau Anke Scherf die Zuhörer mit dem Thema „Die Tollwutimpfung – ein Update“ durch ein wichtiges und nicht zu unterschätzendes Thema. Grundlagen der Erkrankung inkl. Risikoprofil, Impfschemata und die Postexpositionsprophylaxe standen im Mittelpunkt ihrer Ausführungen. Jeder Jäger weiß, das Zecken im Wald lauern und die Folgen eines Befalles schwere gesundheitliche Folgen haben können. Herr Thomas Scherf führte unter dem Thema „Durch Zecken übertragene Krankheiten“ mit seinen Ausführungen und dem sachlichen Hintergrund durch dieses Thema. Neben der Kleidung und vorbeugenden Maßnahmen stand die sichere Entfernung der Zecke und die aktuelle Therapie der Borreliose im Fokus seines blendenen
Vortrages.

Philip-Bohme1

Den aktuellen Stand der FSME-Forschung wurde durch Dipl.-Ing. Philip Böhme (Institut für Virologie und Mikrobiologie der Universität Witten/Herdecke) – ein sehr schwieriges Thema – mit kaum nachahmungsfähiger Überzeugung vorgebracht. Ein Thema das vielfach
unterschätzt wird, jedoch gravierende Folgen für die Gesundheit hat. Ein wichtiger Aspekt des Verbandes ist die jagdmedizinische Beratung, die Dr. Dr. Frank-
Hendric Kretschmer im Mittelpunkt seines Vortrages stellte. Insbesondere bei Jagdreisen in  Auslandsgebieten mit wenig Infrastruktur ist eine zielorientierte Planung und Vorbereitung erforderlich. 

Dass UV-Strahlen für die Haut gefährlich sind, ist allgemein bekannt, jedoch welchen Stellenwert diese in der Gesundheitsvorbeuge hat konnte Dr. Dr. Gerald Rehor durch das Thema „Unsichtbare Gefahr – UV-Strahlung die unter die Haut geht“ mit Dokumentationen näher bringen. Die Gefahr Hautkrebs zu bekommen wird vielfach verdrängt und durch Schönheitsideale, d.h. Bräune des Körpers geistig kompensiert. Vorbeugender Schutz, lichtschützende geprüfte Creme und andere Möglichkeiten standen im Vordergrund dieses Vortrages.DSC 1738

Wichtig für die Praxis in der Jagd ist die Tatsache, dass es während einer Jagd Unfälle geben kann und es bei Eintritt des Ereignisses besonders wichtig ist schnell zu reagieren und möglichst kurzfristig zu helfen oder Hilfe herbeizuholen. In dem Vortrag „Die jagdmedizin.de – Notfalltasche“ schilderte Dr. Dr. Frank-Hendric Kretschmer mit großer Eindringlichkeit und Praxisorientierung, wie eine funktionale und brauchbare Notfalltasche gefüllt sein muss. Umgehende schnelle praktische Hilfe als auch die Sicherheit über Kommunikation Hilfe herbei holen zu können sind einige der wichtigsten Faktoren bei Notfällen.

Thomas-Scherf-Kardiologe2Herr Thomas Scherf referierte im Anschluss daran über „Antikoagulation und Jagd“. Den herausragenden Abschluss bildete der für Nicht-Zahnmediziner konzipierte Vortrag von Herrn Dr. Jobst W. Eggerath mit dem Thema „Der Zahnmedizinische Notfall“, den er mit unglaublicher Eloquenz und packender Spannung vortrug. Schon der Gedanke, Zahnschmerzen zu haben und das in einer Region, wo Hilfe nicht möglich ist, erschreckt jeden. Wer schon einmal Zahnschmerzen hatte, weiß eine Situation dieser Art einzuschätzen. V.a. können diese einen ansonsten wunderschönen Jagdurlaub zerstören. Die praxisnahen  Vorschläge über die zahnärztliche Vorbereitung einer Jagdreise und das Verhalten bei Eintritt eines Ereignisses helfen mit Sicherheit zukünftig vielen Jägern bei ihrer Planung und geben ärztlichen Kollegen mögliche Therapiekonzepte zur provisorischen zahnmedizinischen Behandlung an die Hand. Herr Dr. Eggerath war- aufgrund seiner überdurchschnittlichen Fachkompetenz- in der Lage, dieses komplexe Thema verständlich und überzeugend vorzubringen.

Die anschließende Abschlussdiskussion und Zusammenfassung und der Ausblick des Verbandes auf das kommende Jahr rundeten die Vortragsveranstaltung ab.
Der Deutsche Verband für Jagdmedizin e.V. hat sich nicht nur für Ärzte, Zahnärzte, Veterinärmediziner, Apotheker und Studenten geöffnet, sondern auch für Jäger und andere Interessenten, die die geballte fachliche Kompetenz des Verbandes nutzen wollen.

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Wir wissen, dass Jagd viel mehr ist als nur die Jagd auf Tiere, es ist Natur erleben und verstehen, Freundschaft und Kontakte zu pflegen. Brauchtum zu leben, Gedankenaustausch vorzunehmen, fremde Länder und Kulturen kennen zu lernen und internationale Freunde zu finden.
Was war das für eine gelungene Veranstaltung, der 1. Internationale Kongress für Jagdmedizin. Die Zukunft wird zeigen, dass es eigentlich nur eine Zeitfrage war, wann dieser Verband gegründet werden sollte. Eine Zukunft hat er, ebenso wie eine Lebensberechtigung.

Wir freuen uns jetzt schon auf die Arbeit des Verbandes im kommenden Jahr und den 2. Internationalen Kongress für Jagdmedizin 2016. Dieser ist für Februar/März des Jahres 2016 geplant und der genaue Termin wird frühzeitig bekannt gegeben.

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